Jantje unterwegs in Paraguay

Ich bin nun mittlerweile seit 4 Monaten in Asuncion, und man kann sagen, dass – egal wie unterschiedlich das Leben hier ist – man sich doch schon nach wenigen Wochen gut eingelebt und sich ein Alltag eingestellt hat. Am Anfang war es wie immer, wenn man irgendwo im Ausland ankommt: man weiß nicht genau was nun. Es war schon schwierig, einen Stadtplan zu organisieren, weil Paraguay so wenig touristisch ist, dass keiner wusste, ob es überhaupt eine Touristeninformation gibt.

Mein erster Tag im Krankenhaus in der Chirurgie war doch schon ein wenig schockierend. Natürlich habe ich in einem 3. Weltland keine Krankenhausbedingungen wie bei uns in Deutschland erwartet, aber was mich genau erwartet, wusste ich auch nicht so genau. An den Eingängen überall Polizei, die Flure voller Patienten, als ob es etwas umsonst geben würde und die Ausstattung ziemlich heruntergekommen und kaputt. Hygiene und steriles Arbeiten sind auch eher zweitrangig, und das ist immerhin schon ein 2. Klasse Krankenhaus. Ich arbeite in diesem Krankenhaus nur in der Kinderchirurgie, da wird zum Glück ein bisschen sauberer gearbeitet. Nach zwei Wochen hab ich noch zusätzlich in einem 3. Klasse Hospital angefangen, wo alle hinkommen, die gar kein Geld haben, und das hat noch mal alles getoppt. Ich arbeite dort in der Notaufnahme. Was man da sieht, ist wie aus dem Fernsehen: die übelsten Verkehrsunfälle, Schuss- und Messerstichverletzungen. Es gibt einen großen Saal, der die Notaufnahme darstellt und wie ein Lazarett aus den 50er Jahren ist. Die einzelnen Patienten sind nur durch einen dünnen Vorhang getrennt, die Liegen werden nicht sauber gemacht, egal wie dreckig, und es sind so viele Patienten da, dass zwei Studenten mal eben auf dem Flur einen Finger amputieren. Das ist da das normale Tagesgeschehen. Die Verständigung ist dort manchmal etwas schwierig, da viele von den Armen kein Spanisch können, sondern nur Guarani. Aber im Zweifelsfall ist das Reden da auch eher zu vernachlässigen, da meist eh keine Zeit dafür ist.

Die Menschen, die dort arbeiten, sind aber alle sehr freundlich und hilfsbereit. Es haben mir gleich mehrere angeboten, bei ihnen zu wohnen. Das war natürlich sehr praktisch, weil es WGs hier nicht gibt. Die Kinder wohnen zu Hause bis sie verheiratet sind, egal wie alt, und daher wäre es sehr schwierig geworden, eine andere Unterkunft zu finden. Um in die Sprache richtig reinzukommen und die typischen Traditionen kennenzulernen, war das natürlich sehr hilfreich. Sehr gewöhnungsbedürftig war auch das ganze Essen, was hier relativ einseitig ist. Hier wird jeden Tag Fleisch gegessen, nichts ist quasi billiger hier, dazu Weißbrot und Mandioka. Als Vegetarier hat man es da nicht leicht. Spannend ist auch das morgendliche Busfahren. Man muss die Busse mit der Hand anhalten. Hin und wieder sind sie so voll dass man auf der Einstiegsstufe steht und hofft nicht rauszufallen. Man weiß nie so ganz genau, wohin sie fahren. Und alle 10m steigen Straßenhändler ein, die versuchen ihre Sachen zu verkaufen.

Mittlerweile ist das aber alles für mich zur Normalität geworden. Das Einzige womit ich momentan zu kämpfen habe, sind die 40 Grad jeden Tag.