Was macht eigentlich… Katha?

Liebe Angarinnen und Angaren,
seit nun fast 6 Wochen bin ich hier in Bangalore, in Südindien, um einen
Teil meines Praktischen Jahrs hier in der Chirurgie des St. John’s Medical
College Hospital zu absolvieren. Und ich dachte, es sei an der Zeit, die
vielen Eindrücke, die ich hier bisher gesammelt habe, in einem kurzen
Artikel für Euch zusammenzufassen. Das wird nicht klappen, aber ich fange
mal an…

Indien ist unglaublich. Schon im Taxi vom Flughafen in die Stadt kam ich

aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier ist es so bunt und laut, chaotisch

und hektisch, mal duftet es nach Blumen, mal riecht es nach verbranntem
Müll und alles in allem ist es atemberaubend. Man sieht hier im
Stadtverkehr Leute, die in der Rikscha mit ihrem iPad hantieren, an der
Kreuzung steht man neben Kühen und überall sitzen Frauen, die herrliche
Blumenketten aus duftendem Jasmin basteln, welche dann die Leute kaufen, um
sie ihrem favorisierten Gott zu opfern. Überall in der Stadt brennt Müll.
Eine Müllabfuhr gibt es hier auch, die holt den Müll ab und kippt ihn in
der nächsten Straße wieder hin, damit die Kühe davon essen können.
Eigentlich ist das so natürlich nicht gedacht, aber ihre heiligen Kühe
sind den Hindus wichtiger als korrekte Müllbeseitigung. Und das mit dem
Anzünden der Haufen tut es ja auch…
Die Arbeit hier im Krankenhaus ist super interessant. Auf den ersten Blick
hatte ich zwar das Gefühl, ich sei in einem Spielfilm über eine
Tropenklinik aus den Sechziger Jahren gelandet, aber inzwischen habe ich
auch die Moderne im Krankenhaus entdeckt. Die Zimmer allerdings sehen
unglaublich alt und abgelebt aus und am Anfang war ich erschrocken.
Inzwischen finde ich sehr positiv, dass hier Geld nicht genutzt wird, um
alles in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, sondern um den Menschen zu
helfen. Und ob die Wände nun das letzte Mal statt vor 25 vor 2 Jahren
gestrichen wurden, macht die Leute auch nicht schneller gesund. Mehr
verfügbare Medikament schon. 
In der Chirurgie gibt es hier, anders als bei uns, für jede Unit nur 1
oder 2 OP-Tage die Woche, an den anderen Tagen finden ausgiebigste Visiten
statt und an einem Wochentag ist den ganzen Tag Sprechstunde. Da sitzt dann
jeder Arzt in einem Kämmerlein und die ganze Zeit strömen Patienten
herein. Nicht nur der, der gerade dran ist, sondern alle, die den Arzt
etwas fragen, ihm danken, ihm Gottes Segen wünschen oder Schokolade
schenken wollen. Gefühlt befinden sich dann mindestens 2% der indischen
Bevölkerung im Sprechzimmer und alle reden durcheinander, aber irgendwie
läuft alles einigermaßen geregelt ab und alle sind zufrieden. Manche
Leute fassen dann auch nochmal der deutschen Studentin an den Arm: Weiße
berühren bringt nämlich Glück. 🙂
So, der Artikel ist lang genug. In ein paar Wochen bin ich wieder in
Hannover, dann erzähle ich den Rest.

Bis bald!
Katha