Herbstcup Kettwig 2014

Pünktlich, oder zumindest fast, fanden sich an einem späten Freitagnachmittag, Mitten im Oktober Bene K., Hannes S., Niklas R. und Denis B. adh ein, um nach Kettwig zum Herbst-Cup aufzubrechen. Die Stimmung war bei der Abfahrt äußerst gut, denn die Wettervorhersage versprach ein Spätsommer-Wochenende.

Nach dem man es geschafft hatte, nach über einer halben Stunde Hannovers Straßen endlich hinter sich zu bringen, verlief die weitere Anreise problemlos. Als man Kettwig um kurz vor acht erreichte, stellte sich heraus, dass einzig Hannes das richtige Schuhwerk (Gummistiefel!) dabei hatte. Der Regattaplatz war vom Regen der vorangegangenen Tage aufgeweicht und von Baumaschinen umgepflügt worden.

Die erste Nacht schliefen wir bei Hannes zu Hause, kettwig_2014was uns eine Stadtrundfahrt, bei Nacht, durch Krefeld und sehr leckeres Essen einbrachte. Ausgeschlafen und gut erholt von der Anreise ging es am Samstagmorgen bei schönstem Wetter ans Boot aufriggern. Man merkte nun auch schon die steigende Anspannung vor den bevorstehenden 2500m. Nach dem die Vorstellung, wie man dieses Rennen taktisch gestallten wolle, am Anfang noch etwas auseinander gingen, wurde man sich am Ende doch einig. Beim Aufwärmen wuchs die Zuversicht, dass Rennen gut gestalten zu können. Der Start verlief danach allerdings etwas schleppend, man kam über die Strecke aber immer besser ins Rennen und konnte trotz einiger Steuerprobleme von Denis am Ende einen guten 2. Platz  hinter einem Boot aus Hamburg und Witten verbuchen. Leider war man etwas zu passiv gefahren, hatte so das Rennen etwas aus der Hand gegeben und sich einen Rückstand von 12 Sekunden auf die Erstplatzierten eingefangen. Nach dem Rennen stand die Regeneration im Vordergrund, sodass man nach dem Einkaufen von sportlergerechter Nahrung und isotonischer Getränke die Zeit bis zum nächsten Rennen in der Sonne verbracht wurde.Die 750m am Nachmittag wollte man aggressiv angehen, aber nach dem Start und 20 ein wenig die Schlagzahl senken, da die Meinung ob 750m nun eine Sprintstrecke seien oder nicht geteilt waren.

Am Start stießen einige der Gegner urzeitlich Kampfschrei aus, wahrscheinlich um uns, die Underdogs, einzuschüchtern. Hier zeigte sich aber die Professionalität und Jahre lange Erfahrung, die im Boot versammelt war. Man ließ sich nicht beeindrucken und zeigte den  Gegnern bereits auf den ersten 100m wer in diesem Rennen zu Schlagen war. Nach dem vor dem Rennen angekündigten Start+20, kam das Kommando „LÄNGE!“. Nur interessierte Denis auf Schlag dies relativ wenig. Er blickte kurz zur Seite sah, dass man mit einem Luftkasten führte und machte genau das Gegenteil. Die anderen drei im Boot gingen diese offensive Risikovariante mit und so fiel die Schlagzahl bis zur 500m Marke nicht unter 44 Schläge in der Minute. So konnte man den Vorsprung halten. An der 500m Marke ergriff wieder Denis die Verantwortung, denn er wollte die knappe Führung nun endgültig absichern. Es folgte ein grandioser Endspurt, den die Hamburg/Witten-Kombination (HHWit), auf Position zwei liegend, nur bis 100m vor dem Ziel mitgehen konnte. Mit einer sauber geruderten Schlagzahl 48 setzte man sich so insgesamt 2,5 Sekunden vom 2. Platzierten Boot ab. Man war nun in der Gesamtwertung Punktgleich mit HHWit und in der Gesamtzeit nur noch 10 Sekunden hinter diesen. In diesem Rennen zeigte sich einmal mehr, dass es keine „Kleinen“ mehr gibt im Rudersport. Denn im 4x- aus Hamburg und Witten saßen immerhin Tim Ole Naske (Junioren-Weltmeister, Youth Olympics Sieger, Deutscher Meister und Norddeutscher Meister, alles im 1x), Henrik Runge (Junioren-Weltmeister 4x-), Jacob Raillon (Ersatzmann Junioren-WM) und Benedikt Pernack (knapp nicht zur Junioren-WM gekommen), also einiges an internationaler Erfahrung. Umso größer war dadurch natürlich die Freude bei den 4 Angaren. Es wurde direkt nach dem Anlegen damit begonnen Taktiken zu schmieden, wie man hier evtl. sogar noch die Gesamtwertung gewinnen könnte, obwohl man im Vorfeld eher einen Platz im gesicherten Mittelfeld erwartet hatte. Es wurde auch damit geliebäugelt Pana abends auf der Party auf die 4 Gegner anzusetzen.

Nach einem gemütlich Pizza-Essen im Sonnenuntergang, einem ruhigen Verlauf der Ruderer-Party und einer mehr oder weniger erholsamen Nacht, die im Hildesheimer Bus verbracht wurde begannen am nächsten Morgen die Vorbereitungen auf die gefürchteten 4000m. Voller Motivation und Ehrgeiz, war man sich schnell darüber einig, dass es nur eine Devise gab: Volles Risiko und alles auf Angriff. So startete man sehr aggressiv, mit einem richtigen Start in die 4000m was schon für einiges an Verwunderung bei den Gegnern sorgte. Man fuhr auf der Strecke eine deutlich höhere Schlagzahl als am Vortag auf den 2500m und probierte alles sich möglichst schnell, bei teilweise ziemlich starkem Gegenwind, dem Ziel zu nähern. Das Steuern gelang Denis wieder nicht optimal, was zu einigen stressigen Situation im Boot führte. Im Ziel angekommen, war man auch aufgrund der deutlich gestiegenen Ansprüche nicht mit dem Rennverlauf zu frieden. Nach einer kurzen Krisensituation, verbesserte sich die Stimmung aber wieder. Man verlor auf den 4000m am Ende sogar nur 7 Sekunden auf HHWit, also 5 Sekunden weniger als auf 2500m, was dann irgendwann doch alle halbwegs zufriedenstellte, auch wenn der Gesamtsieg damit eigentlich nicht mehr möglich war.

Nach einer Bräunungsphase bei über 25°C in der Mittagssonne, wollte man auf jeden Fall die abschließenden 250m gewinnen um zumindest Punktgleich mit dem ersten und 2 Siegen nach Hause fahren zu können. Hierfür wollte man den guten Start vom Vortag noch weiter verbessern und es auf der Strecke einfach fliegen lassen. Also vorne direkt rein und hinten sauber raus, mehr war eigentlich nicht zu tun. Der Start verlief auch wie geplant, obwohl die Gegner nun wussten was sie erwartet, konnte man sich direkt wieder an die Spitze setzten und mit einer Schlagzahl jenseits der 50 diese auch halten. Dann kam es allerdings zu einer Unachtsamkeit des Steuermannes Denis: Auch wenn man meinen sollte, er hätte genug Erfahrung, leistete er sich einen kapitalen Steuerfehler. In dessen Folge kam es zum Bojenkontakt der Skulls und Bene blieb etwa 50m vor dem Ziel hängen. Bei diesem Tempo war dies nicht zu korrigieren und es kam zu einem kapitalen Krebs. Sofort tauchten die Bilder von Lauritz Schoof aus Bled 2011 bei den Zuschauern und dem Regattasprecher in den Köpfen auf. Die anderen drei probierten noch alles um möglichst schnell ins Ziel zu kommen um nicht auch noch den 2 Gesamtplatz in Gefahr zu bringen. Sie schafften es grade so.

Die Stimmung war nach dem Rennen auf dem Tiefpunkt angelangt. Insgesamt kann man mit dem Regattaergebnis aber dennoch zu Frieden sein, denn ein 2. Platz in diesem sehr starken acht Boot-Feld vor der Regatta nicht zu erwarten. Nach einiger Zeit wurde sie Stimmung innerhalb der Mannschaft dann auch wieder besser. Die Rückfahrt verlief ohne Komplikationen, die meisten Mitfahrer waren auch so erschöpft, dass sie die meiste Zeit verschliefen. Jetzt gilt es sich mit dem Trainer an einen Tisch zu setzten, die Fehler zu analysieren und auch zu hinterfragen, wie so ein grober Schnitzer einem Leistungssportler passieren kann. Auch muss darüber Gesprochen werden, was nächstes Jahr in der Vorbereitung verbessert werden muss um wieder an der Spitze zu stehen. Auch muss sich personell etwas tun, um in der Mannschaft breiter aufgestellt zu sein. Denn eins ist klar: Die Breite in der Spitze nimmt immer mehr zu!